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1. August 2020

Ausflug der Woche: Mit dem Kanu die Pegnitz entlang

Aus: »Nürnberger Land« von Johannes Wilkes & Michael Kniess

Eigentlich wollten wir Ihnen diese Woche wieder eine Radtour vorstellen. Aber bei den zu erwartenden hochsommerlichen Temperaturen am Wochendende haben wir uns doch für eine erfrischendere Option entschieden – nämlich eine Kanutour auf der Pegnitz aus unserem Freizeitführer »Nürnberger Land«.

Wassersport im Nürnberger Land: Mit dem Kanu die Pegnitz entlang

Unbegradigte Flüsse findet man in Deutschland leider nicht mehr oft, mitten durchs Nürnberger Land fließt einer der schönsten: die Pegnitz. Viele Möglichkeiten gibt es, die Pegnitz zu entdecken, mit dem Rad oder per pedes. Am schönsten und unmittelbarsten aber erlebt man die Geheimisse der Pegnitz bei einer Kanufahrt.
Wir starten in Vorra. Ein Team von Bootsspezialisten weist uns kurz ein. Dann verstauen wir alles, was nicht nass werden darf, in einer wasserdichten Tonne und tragen das schlanke Kanu das Ufer hinunter, wo wir es vorsichtig zu Wasser lassen. Ein schwankender junger Mann mit einer Bierflasche in der Hand – es ist Vatertag – löst sich von seinen Freunden und fragt, ob er mitfahren kann. Wir müssen ihn enttäuschen, mehr als drei Erwachsene dürfen nicht ins Boot.
Los geht die Fahrt! Von Uferbäumen beschattet gleiten wir über die munteren Wellen dahin, die Pegnitz mag es kurvig und abwechslungsreich. Mal verlangsamt sie ihren Lauf, und wir können in Ruhe die Landschaft betrachten, die steilen Hänge der Hersbrucker Schweiz mit ihren hellen Jurafelsen.
Vielleicht hatte Friedrich Schiller eine solche Passage im Sinn, als er die Pegnitz folgende Verse sprechen ließ: »Ganz hypochondrisch bin ich vor Langerweile geworden, und ich fließe nur fort, weil es so hergebracht ist.« – So hergebracht? Verzeihung, verehrter Dichterfürst, hättest du doch das Kanu genommen!
Plötzlich nämlich hat es die Pegnitz eilig, beschleunigt sie ihr Tempo, schlägt Wellen dabei und zwingt einen, aufmerksam zu steuern, will man nicht am Ufer landen oder zwischen den Zweigen einer Weide. Bleibt man aber tatsächlich einmal stecken, ist es halb so schlimm. Ein alpines Wildwasser ist die Pegnitz nicht, die Gefahr zu kentern ist gering.
Achtgeben sollte man allerdings vor uneinsehbaren Biegungen. Gelegentlich macht sich der Biber an den Uferstämmen zu schaffen; hat er knabbernd einen Baum zu Fall gebracht, stößt man auf ein schwer zu überwindendes Hindernis. Dann heißt es, anlanden, das Kanu aus dem Wasser ziehen und es ein Stück flussabwärts tragen, um es hinter dem Baum wieder in den Fluss gleiten zu lassen.
Ein solches Umtragen wird auch an manchen Wehren notwendig. So naturbelassen die Pegnitz auch wirkt, der Mensch hat sich ihre Energie frühzeitig zunutze gemacht und Mühlräder in ihren Strom getaucht. Mühlen aber brauchten Mühlkanäle, um sich kontinuierlich drehen zu können, das überflüssige Wasser wurde über ein Wehr abgeleitet. Sich mit dem Kanu ein solches hinabzustürzen wäre zu gewagt.

Also heißt es anlegen und für ein paar Meter den Landweg wählen. Und wenn man schon an Land muss, bietet sich eine kleine Rast an. Entweder, man schraubt die wasserdichte Tonne auf und holt seinen Proviant heraus, oder man kehrt in einer der hübschen Ufergaststätten ein.

Auch Kinder werden die Fahrt lieben, gibt es doch jede Menge Tiere zu entdecken. Entenfamilien, Gänse, die sich am Ufer tummeln, durstige Kühe und sogar eine sportliche Blindschleiche, die über das Wasser schlängelnd die Verwandten auf dem anderen Ufer besuchen möchte.

Hin und wieder sieht man auch kleine Fische vorbeisausen. Vor dem Bau der Eisenbahn war die Pegnitz ein besonders fischreiches Gewässer. In einem großen Fass wurden die gefangenen Forellen, Aale und Krebse von einem Händler aus Lungsdorf auf einer Schubkarre zum Verkauf nach Nürnberg gefahren. Mit der Industrialisierung verschwanden auch die Fische, zum Glück jedoch kehren sie langsam wieder zurück.

In Eschenbach endet unsere Tour. Wir rufen den Bootsverleiher an, der uns und unser Kanu wieder zurück nach Artelshofen bringt. Unser Urteil: zehn von zehn Punkten!

(Text: Johannees Wilkes)

Info zur Kanuvermietung:

  • Be Free: Catalin Stefan Sutoi, Nürnberger Str. 17a, 91235 Velden, Tel. 0157-85402053, info@befree-franken.de, www.befree-franken.de
  • Tom’s Kanuverleih: Thomas Schneider, Lunkenreuth 7, 92281 Königstein Tel. 0172-8417820, tom@jurahills.com, www.kanutom.com
  • Heller Kanuschule: Norbert Heller, Fröschau 12, 91220 Schnaittach, nhh912@gmx.de, www.heller-outdoor.de

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