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12. September 2020

Ausflugs-Tipp der Woche in die Sprachregion Franken

Aus: »Gräschkurs Fränkisch« von Helmut Haberkamm

Heute haben wir mal keinen typischen Ausflugs-Tipp für Sie vorbereitet, sondern nehmen Sie mit auf einen Sprach-Ausflug in den fränkischen Dialekt. In Kapitel 7 seines »Gräschkurs Fränkisch« nimmt Helmut Haberkamm Sie mit ins Kuriositätenkabinett des fränkischen Wortschatzes. Anbei finden Sie einen Auszug des entsprechenden Kapitels.

 

Kapitel 7
Der Wortschatz – ein Kuriositätenkabinett


Der Dialekt bietet – wie wohl jede Sprache – ein schier unerschöpfliches Archiv an komischen Originalen und vielsagenden Exemplaren. Nimmt man seinen Wortschatz unter die Lupe, entpuppt er sich als Füllhorn an Kuriositäten. Man muss nur genau hinsehen und hineinhorchen.

 

Ach ja, der Dialekt ist ein Kuriositätenkabinett, das seinen Reiz vor allem auch aus der unüberhörbaren Abweichung von der Norm des Duden Deutschen bezieht. Ein gutes Beispiel bieten hier Zeitangaben wie die folgenden:

fehrdn = vergangenes Jahr, letztjährig, vorjährig
heier = dieses Jahr, diesjährig, heuer
heidzerdooch = heutzutage
allerwall = heutzutage, derzeit, gegenwärtig
etz / etzerd / etzerdla = jetzt
neili / etzn / diedooch = neulich
sunsd = früher (oder sonst auch sonst)
seinerzeid = früher, damals, einst
sellmool = damals, einst (selbigsmal)
ball = bald, früh(zeitig), fast, beinahe

 

Um die Kuriosität auf die Spitze zu treiben, hier noch einige Beispiele zu den kleinen Ausdrücken hie (hin, kaputt), ball (bald, früh) und gern, die im Fränkischen auf ungewohnte Weise auftauchen können.

Heid is goor nix gloffn, des woor a dodool hiiiä Dooch. (richtig, dreimal i)
Des is leider, obber wohr – wie mir ein Gesprächspartner einmal treffend sagte.
Ich wollerd, es werrerd annerschder – je baller, desdo gerner. (= je früher, desto lieber)

 

Das Wörtlein fei ist im Fränkischen allgegenwärtig. Es kommt eigentlich von fein und dient heute als Würzwort oder Abtönungspartikel, um einer Aussage eine persönliche Nuance oder Note zu geben. Meist ist damit eine Art von Verstärkung oder Verschärfung verbunden. »Fei« kann sowohl steigern als auch einschränken, sowohl Vorbehalte, Zweifel und Bedenken mitschwingen lassen als auch Erstaunen, Drohung oder Bitte ausdrücken. Der Zusammenhang und die konkrete Situation sorgen dann (hoffentlich) für die Klarheit.

Des woor fei schee. Fei wergli.
Also ich waaß fei nedd.
Der glaa Niegl is fei ganz schee frech.
Schiggdi fei! Bassmer fei auf!
Dassdmer fei wos Gscheids kaffsd!
Wennsd fei broov bisd, griggsd fei wos Guds.
Kumm fei ball widder amoll!


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